Im Herbst, wenn es früh dunkel wird, kann man abends in den beleuchteten Geschäften der Nakamise-dōri einkaufen.

Nakamise-dōri – Tōkyōs traditionelle Einkaufsstraße

Du weißt gar nicht, wohin du zuerst schauen, was du zuerst probieren sollst. Hier riecht es nach leckeren Spießchen, dort drüben locken Reiscracker und wäre ein Fächer mit traditionellem Motiv nicht ein schönes Mitbringsel? Bei großen Tempeln und Schreinen ist es in Japan oft der Fall, dass sich Geschäfte und Essensstände entlang des Wegs zum Haupttor ansiedeln. So auch an Tōkyos ältestem Tempel, dem Sensō-ji. Knapp 90 Läden säumen die berühmte Nakamise-dōri-Einkaufsstraße im Herzen von Asakusa. Die Shoppingmeile blickt auf eine lange Geschichte zurück und ist bis heute eine der beliebtesten Anlaufstellen für Touristen, um Souvenirs zu kaufen und sich einmal durch die Bandbreite von japanischen Snacks und Süßigkeiten zu schlemmen.

Die Nakamise Shopping Street mit Herbstdekoration.
Die Nakamise Shopping Street mit Herbstdekoration.

Die Geschichte der Nakamise-dōri

Der Sensō-ji-Tempel hat bereits viele Jahrhunderte auf dem Buckel. Seit 628 bildet er eine der wichtigsten Pilgerstätten in Tōkyō. Im Vergleich viel später entstand zwischen dem äußeren Kaminarimon (雷門, dt. „Donnertor“) und dem inneren Hōzōmon (宝蔵門, dt. „Schatzhaustor“) im 17. Jahrhundert die heute als Nakamise bekannte Einkaufsstraße. Damit gehört sie aber dennoch zu den ältesten Einkaufsstraßen Japans.

Zunächst bekamen einige Anwohner die Lizenz, kleinere Geschäfte und Teehäuser entlang des Weges zu eröffnen. Zu kaufen gab es neben Getränken und Snacks auch Spielzeug, Süßigkeiten, und Souvenirs. Anfang der Meiji-Zeit (1868–1912) führten anti-buddhistische Strömungen dazu, dass die Nakamise-dōri, die eng mit dem Sensō-ji-Tempel verknüpft war, wieder aufgelöst wurde. Im Mai 1885 ordnete die Stadt Tōkyō die Entfernung aller Geschäfte an.

Dies war allerdings nur ein vorübergehender Zustand. Bereits im Dezember des selben Jahres wurden stattdessen kleine Gebäude aus Backstein errichtet, in die sich Geschäftsleute einmieten konnten. Diese gaben der Nakamise bis zum vernichtenden Kantō-Erdbeben 1923 ihr Gesicht.

Zwei Jahre nach der Naturkatastrophe erwachte die Straße 1925 wieder zum Leben. Dieses mal bekamen die Läden einen mit Stahlbeton verstärkten Look im Momoyama-Stil, der sich bis heute gehalten hat, obwohl alles bei Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg ein weiteres Mal zerstört wurde und wieder aufgebaut werden musste.

Die Nakamise-Einkaufsstrasse verbindet das Donnertor mit dem Hōzōmon-Tor und führt somit direkt zum Sensō-ji-Tempel.
Die Nakamise-Einkaufsstrasse verbindet das Donnertor mit dem Hōzōmon-Tor und führt somit direkt zum Sensō-ji-Tempel.

Shoppen auf der Nakamise-Einkaufsstraße in Asakusa

Die Nakamise-dōri ist circa 250 Meter lang und beherbergt 89 Geschäfte. Du solltest unbedingt genügend Zeit mitbringen, um gemütlich alles zu erkunden, was dich interessiert. Und der Sensō-ji-Tempel als Endziel möchte natürlich auch noch erforscht werden.

Es ist kaum in Worte zu fassen, was du auf der Nakamise alles kaufen kannst. Manche Läden wechseln und haben die neusten Trend-Snacks und Getränke. So bekommst du zum Beispiel aktuell glasierte Erdbeeren und Bubble Tea. Aber auch viele Traditionsgeschäfte halten sich zum Teil seit vielen Generationen. In diesen bekommst du klassisches Holzspielzeug wie kendama oder kokeshi-Puppen, leichte Baumwoll-Kimono, Essstäbchen, Taschen oder Fächer. Die Liste ist endlos, weswegen die Nakamise-dōri perfekt ist, um Mitbringsel für Freunde und Familie zu shoppen.

Auch deinen Gaumen kannst du hier kulinarisch verwöhnen. Wenn du gerne lokale Spezialitäten schlemmst, solltest du bei deinem Besuch auf der Nakamise in Asakusa die Augen nach zwei Leckereien offen halten: senbei-Reiscrackern und ningyo-yaki, gefüllten Pfannkuchen herausgebacken in Form von Tieren oder Gegenständen. Aber auch sonst folgst du am besten deiner Nase und probierst, was immer dich anlacht. Mit mochi-Reiskuchen jeglicher Art, ob frittiert oder als mitarashi dango als Spießchen mit süßer Sojasauce, machst du nie etwas verkehrt.

Wie ein Rollbild bei Nacht

Klar, es macht schrecklich viel Spaß, tagsüber durch die Nakamise zu bummeln und einen Blick in die vielen unterschiedlichen Geschäfte zu werfen. Dennoch komme ich am liebsten abends nach Ladenschluss. Warum? Zunächst ist viel weniger los. Da der Sensō-ji-Tempel aber beleuchtet ist, macht es fast noch mehr Spaß, ihn im dunkeln zu sehen.

Nach Ladenschluss zeigen die Jalousien der Läden entlang der Nakamise-Straße ihre ganz eigene Schönheit.
Nach Ladenschluss zeigen die Jalousien der Läden entlang der Nakamise-Straße ihre ganz eigene Schönheit.

Zum anderen sind da die Rollläden der Geschäfte der Nakamise-dōri. Wunderschöne Zeichnungen zieren die Jalousien. Eine jede für sich ist ein kleines Kunstwerk, alle zusammen vermitteln den Eindruck, als spaziere man eine endloses, riesiges Rollbild entlang.

Das kommt daher, dass alle Bilder im Jahr 1992 unter Leitung eines Künstlers, Ikuo Hirayama, entstanden und so ein harmonisches Gesamtbild ergeben.

Alle Bilder auf den Rollläden der Nakamise-Straße in Asakusa entstanden unter Federführung eines Künstlers.
Alle Bilder auf den Rollläden der Nakamise-Straße in Asakusa entstanden unter Federführung eines Künstlers.

Asakusa und der Sensō-ji-Tempel mit der Nakamise-dōri-Einkaufsstraße sind absolutes Pflichtprogramm, wenn du bei deiner Japanreise in Tōkyō bist. Bring am besten Zeit, einen leeren Magen und eine große Tasche für Souvenirs mit. Und wenn nicht, gibt es natürlich auch wunderschöne Taschen vor Ort. Du wirst sie brauchen.

Quellen und weiterführende Links

JNTO: Nakamise-Straße
Wikipedia: 仲見世通り (jap.)
Asakusa Nakamise: The History of Nakamise (engl.)
Xperience Japan: Nakamise, Asakusa picture scroll of shutter (engl.)


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Kategorien Reisen

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Ich bin Elisa, Japan ist meine große Liebe und hier erzähle ich davon. Gerade habe ich meine erste Japanliebe-Gruppenreise durch Japan geführt und lebe nun bis Ende des Jahres in Tōkyō. Was für ein Abenteuer!

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